Patronat


Der hl. Antonius Einsiedler

In der katholischen Kirche kennt man seit alters her Schutzpatrone, Heilige, deren Schutz und Fürsprache man sich besonders anvertraut. Schutzpatron unserer Kirche ist Antonius der Einsiedler. Das ist schon seit Menschengedenken so, denn er war auch schon Schutzpatron der alten Kapelle. Noch heute wird das Patronatsfest am 17. Januar jeden Jahres mit einer Festmesse feierlich begangen und am folgenden Sonntag findet dann aus diesem Anlaß ein Festhochamt als äußere Feier statt.

Wer war Antonius und warum die Bezeichnung “der Einsiedler”? Diese Fragen werden im zweiten Teil behandelt.

Abbildung 1

Abbildung 1

Zunächst soll auf die Abbildungen eingegangen werden, die beim Bau und bei der Ausstattung der neuen Kirche eingebracht wurden, denn viele kennen nur eine dieser Darstellungen. Bei allen Abbildungen ist aber zu bedenken, dass sie rein symbolisch zu verstehen sind. So haben sich Künstler den Mann vorgestellt, von dem es keine Bilder aber eine ganze Reihe schriftlicher Überlieferungen gibt! Aus diesen Überlieferungen sind der für ihn typische Kreuzstab in T-Form, der sich auf seine Wanderungen mit dem Krückstock bezieht, sowie das Schwein und die Glocke entnommen.

Betritt man unsere Kirche durch das südliche Seitenportal, so wird man bereits vom Hl. Antonius begrüßt. Über dem Portal befindet sich die erste Abbildung des Heiligen. Er ist dort in Mönchskleidung mit Stab und Schweinchen dargestellt. Das Symbol “Schweinchen” = Ferkel = im plattdeutschen “Fikkel” hat ihm bei uns den Namen “Fikkeltünnes” eingebracht, wobei Tünnes der plattdeutsche Ausdruck für Antonius ist.

Eingefügt sei an dieser Stelle ein Hinweis, der im ersten Halinger Heimatbuch von Robert Frese zu finden ist. Im Zusammenhang mit dem Patronatsfest berichtet er im Jahre 1931: Noch heute kommen Verwandte und Bekannte nach hier, um diesen Tag festlich zu begehen. In allen Familien wurden und werden Kuchen gebacken, und man sagt, daß auf jedem Zaunpfosten ein Kuchen läge. Deshalb heißt das Fest auch “Kauken-Tünnes”. Wer sich aber von der Menge der Kuchen überzeugen will, der muß früh aufstehen; denn der Volksmund sagt darüber: “Man maut frögger obstoehn, as de Ruien, süß hätt sei de Kauken all obfräiten, die ob de Tuinpöste ligget.”

Abbildung 2

Abbildung 2

Tritt man dann in die Kirche, so befindet sich rechts sofort der Seitenaltar, dies ist der Hauptaltar der alten Kapelle. Rechts neben dem Altarbild befindet sich die nächste Darstellung des Heiligen. Wieder im Mönchsgewand aber dieses Mal mit Kreuz in der linken und der Hl. Schrift in der rechten Hand, und natürlich zu seinen Füßen wieder ein Schwein.

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Abbildung 3

Links vom Seitenaltar auf dem Vierungspfeiler ist die älteste und wertvollste Darstellung des Hl. Antonius E. (Abb. 3). Es handelt sich um eine Holzskulptur aus dem Mittelalter, die wie der Seitenaltar aus der alten Kapelle stammt. Sie war im 19. Jahrhundert weiß übertüncht, erhielt aber bei ihrer Restaurierung um 1900 die ursprüngliche Bemalung. Hier hält Antonius den Stab in der rechten und die Hl. Schrift in der linken Hand, zu seinen Füßen befindet sich wieder ein kleines Schwein. Näheres ist im Buch “900 Jahre Halingen” auf Seiten 331 / 332 beschrieben. Diese Darstellung diente auch als Vorlage für die neue Antoniusfahne, die im Glaskasten neben dem Seiteneingang ausgestellt ist und bei festlichen Gottesdiensten und Prozessionen getragen wird.

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Abbildung 4

Die letzte Darstellung unseres Heiligen befindet sich in einem Glasfenster in der nördlichen Wand des Seitenschiffes. Auch hier ist er als Mönch mit Stab und Hl. Schrift abgebildet. Es handelt sich hier um eine ausdrucksstarke Darstellung, die bei richtigem Licht noch stärker hervortritt.

Bevor wir auf das Leben unseres Antonius eingehen, muss erklärt werden, dass es einen zweiten Heiligen mit dem Namen Antonius gibt (der Hl. Antonius von Padua), dies ist auch der Grund, warum bei unserem Heiligen auf den Zusatz “Einsiedler” nicht verzichtet werden kann.

Antonius wurde um 251 in Mittelägypten im heutigen Keman als Sohn wohlhabender Eltern geboren. Im Alter von 20 Jahren folgte er dem Ruf Jesu Christi, verteilte sein Erbe an die Armen und zog in die Thebaische Wüste im oberen Niltal. In den dortigen Höhlen führten die von Kaiser Decius verfolgten Christen ein frommes Leben. Bei ihnen vertiefte Antonius seine Kenntnisse über den Glauben und gewann tiefe Einblicke in Sinn und Wesen der Heiligen Schriften. Er überstand viele Verlockungen, in ein normales Wohlleben zurückzukehren und wurde schließlich einer der ersten Eremiten (sie verzichteten auf alle Genüsse des Leibes und der Seele) und zu einem der Urväter des Mönchtums. Daher wird er auch als Antonius der Mönchsvater bezeichnet und in den Darstellungen mit Mönchskleidung abgebildet. Mit zunehmendem Alter wurde seine Weisheit berühmt und Scharen von Jüngern hörten seine Lehren. Mit 62 Jahren versuchte er dem Trubel zu entfliehen und zog nach Osten in die Wüste des Berges Kolzim am Roten Meer. Es dauerte nicht lange und auch hier entstand ein neues Einsiedlerzentrum. Sein weiser Rat war begehrt und persönlich und schriftlich angefragt, sogar mit Kaiser Konstantin stand er im Briefwechsel. Es entstand ein regelrechter Postverkehr mit Dromedaren zum Antoniusberg. Noch im Alter von 90 Jahren begab er sich nach Alexandria und hielt im Streit mit den Häretikern eine mutige und überzeugende Predigt. Er starb im Alter von etwa 105 Jahren am Berge Kolzim und hinterließ dort eine von Mönchen bevölkerte Wüste. Bereits ein Jahr nach seinem Tod wurde seine von Athanasius verfasste Biographie veröffentlicht. Dieses berühmte Werk trug entscheidend zur Ausbreitung des Mönchtums bei.

Nun zum bisher ungeklärten Punkt “Schwein”! Eine wunderbare Heilung nach Anrufung des Hl. Antonius führte im Jahre 1095 zur Gründung des Ordens der Antoniter. Diese hatten das Recht, ihre Schweine frei in den Straßen herumlaufen zu lassen. Auch waren ihre Klöster mit dem Bild eines Schweines und einer Glocke gekennzeichnet. Daher ist wohl Antonius zum Patron der Haustiere, vor allem der Schweine geworden und daher wohl auch die Darstellung des Heiligen häufig mit einem Schwein zu seinen Füßen.

Johann Lichtblau