Die Große Kreuztracht

Die Hauptprozession am Karfreitagmorgen ist das Herzstück der Stundenprozessionen

Karfreitagmorgen in Menden – zwei mit historischen Gewändern bekleidete Personen betreten gegen 8.45 Uhr die St. Vincenz-Kirche. Der Christusdarsteller trägt eine weißwollene Tunika, darüber eine scharlachrote Toga. Sein Gesicht ist durch eine Perücke mit schulterlangem Haar, Bart und Schminke bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Tief in die Stirn gedrückt haftet eine Dornenkrone.

Neben ihm der Darsteller des Simon von Cyrene. Er ist mit einer nesselbraunen Tunika bekleidet, die durch eine Kordel gerafft ist. Auch sein Gesicht ist durch eine Perücke und Rouge entstellt. In der St. Vincenz-Kirche lehnt an einem Pfeiler im Chorrraum das Kreuz, das die Kreuzträger in Nachvollziehung des Leidensweges des Herrn von der Kirche entlang des Fußfallweges zum Kapellenberg und den seit der Kreuzauffindungsprozession 1686 üblichen Prozessionsweg zurück zur Mutterkirche tragen. Seit dem 1. Fastensonntag, an dem die Auslosung der insgesamt 32 Kreuztrachten erfolgte und einer der beiden anonymen Darsteller das Los für die Hauptprozession zog, haben sie sich auf diesen schweren Gang im Sinne der Nachfolge Christi einstimmen können.

Der „Lichter“ hebt dem Christusdarsteller das Kreuz auf die Schulter; die Hauptprozession nimmt ihren Anfang. Der Kreuzgruppe voran trägt ein Geistlicher der Stadt die in einem Reliquienkreuz eingelegte Kreuzpartikel des Kreuzes Christi. Über 10.000 Menschen geben den Kreuzträgern das Geleit. Gleich ihnen tragen sie ihre Anliegen, ihr Kreuz, nach Golgatha. An den traditionellen Fußfallstationen entlang des Weges macht die Prozession halt und die Prozessionsteilnehmer beten in den vielfältigen Anliegen der Menschen unserer Stadt und unserer Welt. Nach etwa zwei Stunden trifft die Prozession dann wieder an der St. Vincenz-Kirche ein. Ein stiller Segen mit der Kreuzpartikel beschließt die Große Kreuztracht.