Die Hl. Walburga

Walburga wurde um das Jahr 710 als Tochter des angelsächsischen Königs Richard in Südengland geboren, ihre Brüder waren Willibald und Wunnibald. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter Wunna, einer Verwandten des Hl. Bonifatius, wurde Walburga zur Erziehung in das Kloster Wimborn in der Grafschaft Wessex gegeben. Dort erhielt sie eine für damalige Zeiten typische klösterliche Erziehung, sie lernte das Lesen und Schreiben der lateinischen Sprache, ihr wurden die Noten und Weisen gregorianischer Choräle vertraut und sie wurde im Glauben unterwiesen. Schließlich trat sie dem Benediktinerorden im Kloster Wimborn bei. Nachdem ihr Vater auf einer Pilgerreise durch Frankreich und Oberitalien in Lucca (Toskana) verstarb und dort begraben wurde, und ihre Brüder nach Stationen in Rom und dem heiligen Land schließlich dem Ruf Bonifatius in die Mission ins alte Germanien gefolgt waren – Willibald wurde 741 zum Bischof von Eichstätt ernannt – ging auch Walburga in die Mission nach Germanien. Der Ort ihres klösterlichen Aufenthalts und Wirkens bleibt zunächst unklar, man geht davon aus, dass sie nach einer Reise entlang des Rheines zunächst bei Tauberbischofsheim lebte und wirkte. Urkundlich überliefert ist dann, dass sie 761, nach dem Tod ihres Bruders Wunnibald, die Leitung des von ihm gegründeten Klosters Heidenheim übernahm, das kurzfristig wohl zu einem Doppelkloster wurde.

Um eine besondere Gottesbeziehung und auch die Verehrungswürdigkeit darzustellen, bildeten sich im Lauf der Zeit um viele Heiligen Erzählungen und Legenden. Auch von der Hl. Walburga sind solche Erzählungen überliefert. In der Festschrift zum 25jährigen Bestehen unserer Walburgisgemeinde führt der erste Pfarrer der Gemeinde, Jodokus Schulte, folgende Legende an: „Im Jahr 748 macht Walburga mit etwa 30 Schwestern die Fahrt nach Deutschland über die stürmische Nordsee. Riesige Wellen heben das kleine Schiff empor, um es im nächsten Augenblick in die Tiefe zu reißen. Während sich all in Todesangst zusammendrängen, bewahrt Walburga die Ruhe. Sie betet zu dem, der auch im Sturm gegenwärtig ist und retten kann. Als der Sturm sich legt, sieht man, dass Walburgas Gebet erhört worden ist“. Weiterhin wird überliefert, dass sie u.a. ein krankes Kind durch ihre Fürbitte heilte, ferner habe sie durch drei Ähren ein Kind vom Hungertod errettet. Auf dem Wege zur kranken Tochter eines Burgherrn sei sie von Hunden angefallen worden und habe den ihr zu Hilfe eilenden Knechten zugerufen, sie stehe unter dem Schutz Christi, worauf die Hunde von ihr abließen. In ihrem Wirken als Ordensschwester und Äbtissin kümmerte sie sich um die Erziehung der Kinder, aber auch um die Pflege von Kranken. Daher wird sie oft mit Buch und Ölgefäß, aber auch mit Krone und drei Ähren (als Beschützerin der Feldfrucht) dargestellt. Nach jahrelanger Sorge um das Kloster und ihre Mitmenschen starbt Walburga schließlich am 25. Februar des Jahres 779.

Walburga wurde zunächst in der Klosterkirche zu Heidenheim beigesetzt, bevor ihr Leichnam schließlich um das Jahr 870 von Bischof Otkar von Eichstätt erhoben und nach Eichstätt in die Kirche des heiligen Kreuzes übertragen wird. Die Kirche und ein später errichtetes Kloster in Eichstätt werden schließlich nach ihr benannt, das Grab befindet sich noch heute unter dem Hochaltar und war in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals das Ziel von Wallfahrten unserer Gemeinde.

Zentrum und Mittelpunkt der Verehrung der hl. Walburga ist durch die Jahrhunderte das bayrische Bistum Eichstätt geblieben, seit 1968 ist sie gleichberechtigte Patronin des Bistums mit ihrem Bruder Willibald. An zwei Gedenktagen, dem 25. Februar, dem Todestag, und dem 1. Mai, dem Tag der Erhebung ihrer Gebeine durch den Eichstätter Bischof Otkar, wird ihr Andenken festlich begangen. In das große Erzbistum Köln, zudem Menden Jahrhunderte lang gehörte, kamen erstmals 1064 durch Erzbischof Anno II. Reliquien in ein neugegründetes Benediktinerkloster bei Siegburg. 1163 wurde vom Kölner Erzbischof Reinald von Dassel in Soest das Augustinerinnenkloster St. Walburgis gegründet. Von dort verbreitete sich die Verehrung der hl. Walburga über Werl, Meschede und Wormbach in ganz Westfalen und auch im Sauerland. So wurde Walburga auch Nebenpatronin der westfälischen Urpfarre St. Vincenz in Menden und als die Vincenzgemeinde in den Jahren 1929/1930 eine neue Kirche in der Unterstadt errichten ließ, wurde dies ihr zu Ehren geweiht.

Eine Reliquie der Hl. Walburga erhielt unsere Gemeinde im Jahr 1932 aus dem Kloster St. Walburg in Eichstätt, eine Urkunde des Eichstätter Bischofs im Pfarrarchiv bezeugt die Echtheit der Reliquie. Befand sie sich zunächst in einem seitlichen Walburgaaltar, so wurde im Zuge der Umgestaltung des Altarraumes 1984/1985 der Holzschrein mit dem Reliquiar in den Altar integriert. Damit wurde ein frühchristlicher Brauch bildlich aufgegriffen, bei dem sich die Christen in den Katakomben an den Gräbern der Verstorbenen trafen und dort gemeinsam das Mahl feierten.

Neben der Reliquie der Hl. Walburga sind unter dem Altar aber auch noch die Reliquien von zwei weiteren Heiligen, den Nebenpatronen unserer Gemeinde beigesetzt: die Hl. Märtyrerin Proba und der Hl. Viktor von Xanten. Über beide Heilige liegen im Vergleich zur Hl. Walburga wesentlich weniger Informationen vor. Proba wurde der Überlieferung nach im Zuge einer spätantiken Christenverfolgung in Rom ermordet. Viktor von Xanten gehörte wohl der sogenannten Thebäischen Legion an, einem römischen Söldnerheer, deren Soldaten überwiegend Christen gewesen sein sollen. Der Legende nach sollen sich viele dieser Söldner um das Jahr 300 geweigert haben, auch andere Götter zu verehren und wurden daraufhin auf Befehl Kaiser Maximinians ermordet. Der Hl. Viktor wird aus diesem Grund ebenfalls als Märtyrer verehrt, sein Fest wird am 10. Oktober begangen