Beier-Team

Eine besondere Tradition des Glocken-Läutens

Ralf Nölken, Michael Kleine, Martin Swora und Christoph Ellert (v. l. n. r.) sind Teil des Beier-Teams, das an hohen Feiertagen die Glocken der Urpfarre erklingen lässt.

In der Dämmerung des Heiligen Abends kommen alljährlich zahlreiche Mendener und ihre Gäste auf dem alten Marktplatz zusammen und stimmen sich mit dem traditionellen Turmblasen
auf die weihnachtliche Festzeit ein. Neben Gesang und dem Spiel der Trompeten und Posaunen auf der Galerie des Turmes ist es der feierliche Glockenklang des Beierteams, der immer wieder für ein ganz besonderes, feierliches „Gänsehautgefühl“ sorgt.

Beiern ist nicht der einfache Zug am Glockenseil zu einem schwingenden Läuten, sondern eine sehr alte, feierliche Art und Weise, drei der fünf Bronzeglocken in der Vincenzkirche zum Klingen zu bringen. Beim Beiern, das hohen Festtagen vorbehalten ist, stehen diese Glocken still und werden von den Glöcknern von Hand in einer festgelegten rhythmischen Reihenfolge per Seilzug mit dem Klöppel angeschlagen. Wegen des schnellen Aufeinanderfolgens der Schläge erfordert es nicht nur höchste Konzentration, sondern auch Taktgefühl und viel Kraft.

In Menden erklingt das Beiern mit den drei Glocken in den Tonlagen cis, dis und f mindestens seit dem Jahre 1638. Nachdem das Beiern vermutlich als Folge der Aufklärung im 18. Jahrhundert verloren gegangen war, wurde es 1870 dank des Einsatzes des damaligen Küsters Fritz Böckelmann wiederbelebt. Heute bringt das Beierteam von St. Vincenz die Glocken nicht nur am 24. Dezember, sondern auch an Neujahr, St. Vincenz Patronatsfest, Ostersonntag, Weißer Sonntag, Pfingsten, Fronleichnam, Pfarrfest, und am 1. Weihnachtstag zum Klingen.

Aus vier Männern besteht dieses Team derzeit: Michael Kleine, Martin Swora und Christoph Ellert haben bereits jahrzehntelange Erfahrung beim Beiern. Und in seiner Familie ist der Halinger Michael Kleine nach seinem Vater und seinem Großvater schon in dritter Generation als Glöckner aktiv. Ralf Nölken ist seit zwei Jahren dabei, und die jungen „Nachwuchsglöckner“ Thaddäus Pöppel und Pascal Hufnagel werden gerade angelernt. Nachwuchs ist – wie bei den allermeisten ehrenamtlichen Tätigkeiten – auch im Beierteam herzlich willkommen.

Auch heute noch leisten die Glockenspieler die gleiche körperliche und geistige Schwerstarbeit wie ihre Kollegen vor Jahrhunderten, bleibt beim feierlichen Beiern und „Großläuten“ der insgesamt mehr als 7,5 Tonnen schweren Glocken aus Briloner Sonderbronze doch jede Technik und elektronische Steuerung außen vor. Auch der Weg zur Glockenstube verlangt den Männern einiges ab: 110 steile Stufen führen neunmal jährlich zu ihrem Arbeitsplatz hoch über den Dächern von Menden.