St. Vincenz
Menden – und damit die St. Vincenz-Gemeinde – gehört zu den sogenannten „Ur-Pfarren“, also jenen Seelsorgestationen, die zur Zeit der Sachsenmission durch Kaiser Karl den Großen errichtet wurden, um den christlichen Glauben im damals noch heidnisch geprägten Westfalen auszubreiten. So lassen sich erste Zeugnisse christlichen Lebens bereits um das Jahr 800 in Menden nachweisen. Vermutlich auf Grund dieser besonderen Bedeutung wählten sich die Menschen damals auch den heiligen Märtyrer-Diakon Vincenz als Patron ihrer Kirche, der mutig und furchtlos für den Glauben eingetreten war.
Gesicherte schriftliche Zeugnisse des christlichen Lebens in unserer Stadt gibt es etwa seit dem 12. Jahrhundert, wobei der Stadt und ihren Gläubigen ab der Mitte des 14. Jahrhunderts noch einmal eine besondere Bedeutung zuwuchs, nämlich als Grenzstadt des Erzbistums Köln, zu dem Menden damals gehörte, zum feindlichen Gebiet der Grafen von der Mark. Für die Bewohner der Stadt und ihrer Gemeine bedeutete dies oftmals ein Leben in Angst und Not.
Diese Erfahrungen sowie mehrere Pest-Epidemien und Stadtbrände führten im ausgehenden 17. Jahrhundert zu einer besonderen Form der Kreuzverehrung und Kreuzfrömmigkeit. In zahlreichen Prozessionen im Jahresverlauf vergegenwärtigten sich die Mendener das Kreuzesleiden Christi und verbanden ihr Leid mit dem des gekreuzigten Erlösers. Bis auf den heutigen Tag sind die Kreuztrachten von Gründonnerstag bis Karsamstag sowie die Prozession zu Pfingsten eindrucksvolle Zeugnisse dieses überlieferten Glaubens. Eine besondere Stellung kam auch den Geistlichen unserer St. Vincenz-Gemeinde zu, die über lange Jahre den Titel „Erzpriester“ für sich beanspruchen durften; der bis heute bekannteste unter ihnen war J. E. Zumbroich, eine der prägenden Persönlichkeiten der Mendener Kreuztracht.
Mit Beginn der Industrialisierung wuchs die Bevölkerung der Stadt rasant an, die Zahl der Gläubigen vervielfachte sich und machte die Errichtung weiterer Gemeinden auf dem Gebiet der Stadt Menden erforderlich. Wie eng die Verbindung der einzelnen Gemeinden an die St. Vincenz-Gemeinde trotz kirchenrechtlicher Selbstständigkeit dennoch ist, lässt sich daran erkennen, dass St. Vincenz im Sprachgebrauch auch heute noch als „Mutter-Pfarrei“ bezeichnet wird. Mit der Neuordnung der Gemeinde-Strukturen im Zuge des Zukunftsbildes des Erzbistums Paderborn zeigt sich diese Verbundenheit in neuer Weise: St. Vincenz ist der Sitz des leitenden Pfarrers aller Gemeinden im Pastoralverbund Menden.