Caritas und Ehrenamt

Überaus positive Bilanz der Themenwoche St. Walburgis 2017

 

„Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.“
(Jean Anouilh)

Eine überaus positive Bilanz ziehen die Organisatoren der Themenwoche St. Walburgis, die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal durchgeführt werden konnte. Unter dem Motto „Caritas und Ehrenamt“ hatten Caritaskonferenz und Pfarrgemeinderat der Walburgisgemeinde seit dem 16. September zu unterschiedlichen Veranstaltungen und Angeboten rund um das Thema Caritas und ehrenamtliches Engagement eingeladen. Mit einem Blick auf die MISEREOR-Projektpatenschaft der Gemeinde endete die thematische Woche dann am Wochenende (23./24. September).

Mit Blick auf den parallel stattfindenden Caritassonntag, stand zunächst die Arbeit der Caritas im Mittelpunkt der Gottesdienste am 16./17. September. In Anlehnung an die Jahreskampagne der Caritas Deutschland zum Thema Heimat wurde eine inhaltliche Verbindung zwischen den Begriffen CARITAS, EHRENAMT und HEIMAT gesucht. Das Heimat immer auch auf die Beziehung zwischen Menschen abziele, darauf wies Elisabeth Adler, Mitglied der Caritaskonferenz St. Walburgis und auch der Diözesan-Caritaskonferenz im Erzbistum Paderborn schon in der Einführung zum Auftaktgottesdienst hin. In einem Interview mit dem PGR-Vorsitzenden der Gemeinde Markus Kemper berichtete sie dann zur Predigt über die Arbeit und die Herausforderungen, denen sich Caritas in einer Gesellschaft stellen muss, in der sich immer weniger Menschen sozial engagieren wollen. Um einen neuen Zugang zum Ehrenamt zu wagen, stellten die beiden außerdem als begleitende Aktion der Themenwoche die „Lotterie der guten Taten“ vor.

„Glückwunsch – Sie haben gewonnen! Und wir als Gemeinde mit Ihnen!“ – so konnten es Teilnehmer der „Lotterie der guten Taten“ lesen, wenn sie als Preis ein „Schnupper-Ehrenamt“ gewonnen hatten. Alle 350 Lose zum Preis von jeweils 1 Euro konnten an die Frau bzw. den Mann gebracht werden. Zu gewinnen gab es – neben vielen nützlichen Gegenständen des Alltags wie Taschen, Schlauchtüchern, Flaschenöffnern etc. auch eine kostenlose Mitgliedschaft für ein Jahr in der Caritas sowie rund 70 kleine ehrenamtliche Aufgaben. Egal ob es sich dabei um die Mithilfe in der Kleiderkammer oder dem DeCent-Laden an der Fröndenberger Straße, das Kaffeeausschenken beim Herbstfest der Senioren, eine Einkaufshilfe für Senioren oder auch eine Vorlesestunde im Kindergarten St. Walburgis handelte – alle Ehrenämter habe eins gemeinsam: sie sind zeitlich begrenzt, einmalig und ohne weitere Verpflichtung. Aber man kann mit ihnen Ehrenamt und eigene Fähigkeiten entdecken. Alle Teilnehmenden leisteten durch den Kauf der Lose sogar noch eine weitere „gute Tat“, denn der Reinerlös der „Lotterie der guten Taten“ mit über 450 Euro kommt der Aktion „Schritt ins Leben“ zugute, mit der Caritaskonferenz und Pfarrgemeinderat der Walburgisgemeinde seit Beginn des Jahres 2017 kurzfristig in Not geratene Familien mit Neugeborenen und Kleinstkindern unterstützen.

Die Frage nach der Bedeutung des Ehrenamtes für die Zukunft unserer Gemeinden konnten dann rund 30 Teilnehmer im Rahmen des Diskussionsabends „Glauben – Leben – Ehrenamt“ am 19. September vielfältig und teilweise auch kontrovers diskutieren. „Ehrenamtliche Tätigkeit ist eine Lebensäußerung christlicher Gemeinden“ – so formulieren es die Leitlinien für ehrenamtliche Tätigkeiten im Bistum Münster. Angesichts der rückgängigen Zahlen und der einhergehenden Überalterung in vielen kirchlichen Gruppen, Vereinen und Verbänden stellt sich somit die Frage: Stehen unsere christlichen Gemeinden vielleicht vor dem Aus? Gemeinsam mit Helga Gotthard (Vorsitzende der Diözesan-Caritaskonferenz im Erzbistum Paderborn) und Martin Wächter (Bürgermeister der Stadt Menden) waren die Teilnehmer eingeladen über „Ehrenamt“ in allen möglichen Facetten zu diskutieren: Was bringt Ehrenamt? Welche Bedingungen für Gelingen und Scheitern gibt es? Und wie wird Ehrenamt zukunftsfähig?
Fr. Gotthard und H. Wächter berichteten zunächst von ihren eigenen ehrenamtlichen Werdegängen und ihren Erfahrungen mit Ehrenamt, bevor Fr. Adler einen genaueren Einblick in die Mendener Projekte „Damit der Schulstart gelingt“ und „Café Grenzenlos“ gab, einschließlich einer Darstellung von sich ergebenden Problemen und Chancen. Gerade im Bereich des sozial-karitativen Ehrenamt gibt es dabei immer wieder auch Berührungspunkte mit kommunalen Dienstleistungen und Strukturen.
Einige Wortbeiträge von Teilnehmern zeigten auf, dass gerade auch die ehrenamtliche Betreuung von Flüchtlingen durchaus neue Sichtweisen auf Ehrenamt und damit verbundenen Rahmenbedingungen liefert.
Der weitere Gesprächsverlauf widmete sich dann sogenannten Gelingens- und Scheiter-Bedingungen von Ehrenamt. Was fördert, was hält ab? Auffällig dabei ist die Tatsache, dass auch die sich ändernden pastoralen Strukturen durchaus ihre Wirkung auf Ehrenamt haben. Eine sich immer stärker individualisierenden Gesellschaft und die immer anonymer werdenden Gemeinden in unseren Pastoralverbünden stehen Ehrenamt durchaus verhindernd gegenüber, denn Ehrenamt ist vor allem Beziehungsgeschehen und ergibt sich aus konkreten Beziehungen. Dies muss – so einstimmige Meinung aller Anwesenden – in pastoralen Prozessen stärker berücksichtigt werden. Den Abschluss bildete ein Ausblick auf das Ehrenamt der Zukunft. Ergebnis: (Neues) Ehrenamt braucht veränderte und vor allem auch verminderte Strukturen, wobei die einzelnen Aktivitäten gleichzeitig stärker untereinander vernetzt werden müssten. Eine größere Eigenverantwortung bzw. Autonomie der Ehrenamtlichen sei dabei ebenso unerlässlich wie auch eine genauere Ansprache bestimmter Zielgruppen.

„Kein kleiner Stein ist unnütz, im Gegenteil, in den Händen Jesu wird der kleinste Stein noch kostbar, denn ER sammelt sie ein und schaut sie mit großer Zärtlichkeit an, ER bearbeitet sie mit seinem Geist und setzt sie an die richtige Stelle, wo sie dem ganzen Bau dienen können. Jeder von uns ist ein kleiner Stein und trägt in den Händen Jesu zum Bau der Kirche bei.“
(Papst Franziskus, Angelus-Gebet 27.08.2017)

Die theologische Komponente von Ehrenamt und ehrenamtlichen Engagement war dann Schwerpunkt der Abendveranstaltungen am 21. September. Im Rahmen der Gottesdienstreihe „AnGeDacht“ der Walburgisgemeinde waren die Teilnehmer zunächst eingeladen zu einem LEGO-Gottesdienst, der sich mit dem biblischen Bild der lebendigen Bausteine (1 Petr 2,4-9) beschäftigte. „Wir wollen mit diesem Gottesdienst, mit diesem Abend, mit der ganzen Themenwoche, die wir in diesen Tagen begehen, eines: Wir wollen zusammen Kirche bauen. Aber wir tun es nicht mit LEGO-Steinen aus billigem Plastik. Wir bauen die Kirche aus wertvollen lebendigen Bausteinen, die wir selbst sind“, so PGR-Vorsitzender Markus Kemper.  So wie der einzelne LEGO-Stein noch nicht viel hermache und nichts darstelle, so sein auch der Christ für sich allein ziemlich unnütz und überflüssig. Es komme darauf an, dass er den Verbund mit anderen Christen suche. Unter dem Leitwort „Glauben heißt Handeln“ wurden dann bei dem anschließenden spirituell-meditativen Abend im Walburgisstift einzelne biblische Bilder aus dem 1. Korintherbrief näher betrachtet, so zum Beispiel der „eine Leib und die vielen Glieder“.

Den Abschluss der Themenwoche bildete auch in diesem Jahr wieder ein Blick auf das Schicksal von AIDS-Waisenkindern in Sambia. Seit 2008 unterstützt die Walburgisgemeinde über das Hilfswerk MISEREOR die sogenannte „Home Based Care“ in  der Hauptstadtdiözese Lusaka. Mehr als 3.500 Freiwillige kümmern sich in dieser Initiative um AIDS-Erkrankte und mehr als 750.000 Kinder, die in Sambia aufgrund der Immunschwächekrankheit als Waisen zurückbleiben. Anhand konkreter Schicksale stellten Mitglieder des Pfarrgemeinderates die Arbeit der „Home Based Care“ und die MISEREOR-Projektpatenschaft eindringlich und nachdrücklich vor, zudem wurden auf den Stufen vor dem Altar während der Gottesdienste 75 Kerzen entzündet – jede Kerze für das Schicksal von je 10.000 Kindern. Verbunden mit der Bitte um eine Gebetspatenschaft in den kommenden Tagen – jeder Gottesdienstteilnehmer erhielt zu Beginn den Namen eines Kindes aus dem MISEREOR-Projekt – symbolisierten die Kerzen die Verbundenheit der gottesdienstfeiernden Gemeinschaft mit den Menschen in Sambia. Es ist eine Verbundenheit, die über die Stunde des Gottesdienstes hinausweisen soll und der sich die Gemeinde mit der Projektpatenschaft stellen möchte.

Eine Themenwoche, zahlreiche Gottesdienste und Veranstaltungen – die Organisatoren ziehen eine äußerst positive Bilanz. Einmal mehr sei es gelungen, das Thema Caritas und auch die Bedeutung des Ehrenamtes für unser christliches Handeln in den Blick zu rücken. Caritaskonferenz und Pfarrgemeinderat bedanken sich ausdrücklich bei allen Mitwirkenden und Teilnehmern. Eine Neuauflage im kommenden Jahr ist fest eingeplant, dann wird es im September – rund um den Caritassonntag 2018 – vermutlich um das Thema „Caritas und Christ-Sein“ gehen.