Fortsetzung Zeitenwende 1906

29 Wochen bis zum Kirchweih-Jubiläum

Das schnelle Wachstum auch der katholischen Bevölkerung erforderte immer dringlicher eine angemessene Reaktion des Paderborner Bischofs, die 1906 -endlich- kam.

Im September 1906 genehmigte das bischöfliche Generalvikariat in Paderborn, an Sonn- und Feiertagen in Holzen zwei Hl. Messen zu feiern; in einem kleinen Anbau der Volkschule. Die Mitfeiernden standen in den Schulzimmern und in den Fluren. Nur ganz wenige konnten den Altar sehen, und gepredigt wurde von der Treppe aus.

Der Ruf nach einem eigenen Geistlichen für Bösperde wurde immer lauter, wurde vom Generalvikariat aber wegen Priestermangels immer wieder abgelehnt.

Sechs Jahre später war es dann endlich so weit:

Zum 01.03.1912 wurde die Filialkirchengemeinde Holzen-Bösperde innerhalb der Pfarrei Menden errichtet und einen Monat später der bisherige Pfarrverweser in Hallenberg, Franz Wiggen, mit der Seelsorge in der neuerrichteten Filialgemeinde Holzen-Bösperde beauftragt.

1914 zählte die katholische Gemeinde 1380 Mitglieder, mehr als das ganze Dorf acht Jahre zuvor; davon waren 287 Schüler der Volksschule. Wenn man einbezieht, dass es sicher auch eine nennenswerte Zahl von Kindern unter sechs Jahren gab, eine ganz junge Gemeinde!

Wiggen, gerade einmal 31 Jahre jung, ging sofort ans Werk: Zwischen 1913 und 1922 gründete er 11 kirchliche Vereine. Diese Art des Vorgehens entsprach den seelsorglichen Vorstellungen der Zeit, für jeden Lebensbereich der Gemeindemitglieder kirchlich-konfessionelle Vereine (sogenannter „Verbandskatholizismus“) zu gründen, vom Kirchenchor bis zum Sportverein.

1916, mitten im Krieg, fand die erste Wallfahrt nach Werl statt.

Im Jahr zuvor, 1915, hielt die Gemeinde die erste Fronleichnamsprozession ab, nachdem das GV die Genehmigung dazu am 29. Mai erteilt hatte. Die Genehmigung muss äußerst knapp angekommen sein, denn Fronleichnam war in jenem Jahr am Donnerstag, dem 3. Juni!

Ein Abbild dieser Genehmigung ist unten beigefügt.

Die Prozession führte zunächst auf den Hof des Landwirts Morgenstern, wo die Festpredigt gehalten wurde, sodann durch das Osterfeld zum Landwirt Honselmann (heute Gödde an der Bösperder Bahnhofstraße), mit weiterer Station bei Johannes Haber (Mühlenbergstraße/Goldknapp) und der vierten schließlich am Heiligenhäuschen (am Friedhof). Über den Ausgangs- und Endpunkt gibt es keine Nachrichten, da es aber noch keine Kirche gab, dürften die an der alten Schule gewesen sein.

 

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