Pater Braun und Auszüge aus seinem Tagebuch

23 Wochen bis zum Kirchweih-Jubiläum

Pater Antonius Braun SVD, geb. 28.04.1911 in Allagen, der Steyler Missionar hatte ab Februar 1941 weitgehend die pastorale Betreuung der Kirchengemeinde Holzen-Bösperde übernommen, zur Unterstützung und monatelang in Stellvertretung des schwer erkrankten und zeitweise ortsabwesenden Pfarrers Franz Wiggen.

Pater Braun kehrte 1948 nach Driburg zurück.

Anfang 1949 sandte ihn sein Orden nach Argentinien. Dort starb am 26. November 1993.

Abbildung: Pater Braun bei seinem letzten Besuch in Deutschland im Jahre 1989

 


 

Über die Ereignisse der letzten Kriegstage und der ersten Nachkriegszeit in unserer Gemeinde informiert ein beeindruckendes Dokument: das Tagebuch des Paters Antonius Braun SVD.

Seine Notizen beziehen sich auf die Zeit vom 5. April 1945 bis zum 7. Oktober 1946 und dokumentieren die Ereignisse der letzten Kriegstage und der ersten eineinhalb Nachkriegsjahre in unserer Gemeinde. Die Angaben sind knapp und präzise und in ihrer Nüchternheit und Klarheit eindrucksvoll.

 

Lesen Sie hier einige Auszüge aus seinem Tagebuch:

Freitag, 6.4.45 (Osteroktav)

110 Kommunionen, die Messe war nicht so voll, weil um ½ 7 Uhr Lebensmittelscheine ausgegeben wurden.

Montag, 9.4.45

Feierliches Hochamt; die Kirche war ganz voll, schätzungsweise 400 Mann, etwa 190 haben kommuniziert.

Dienstag, 10.4.45

Die Nacht war verhältnismäßig ruhig. Gegen 11 Uhr Schießen und Tieffliegerangriffe.

Nachmittags die ersten Granaten nach Fröndenberg. Gegen 18.30 Uhr ging die Eisenbahnbrücke in Fröndenberg in die Luft. Später um 22 Uhr die Straßenbrücke. Nachts Flieger, deutsche und amerikanische Geschützfeuer. Um 22.30 Uhr in den Sakristeikeller gegangen und dort geschlafen.

Mittwoch, 11.4.45

Morgens schon feindlicher Artilleriebeschuss. Alle deutschen Geschütze sind weg. Nur eine stille Messe gelesen. Es war nur etwa die Hälfte von den Leuten da, die sonst kamen. Von dem Luftdruck sind zwei (Kirchen-) Fenster beschädigt. Schwere Tieffliegerangriffe den ganzen Morgen, mittags noch heftiger. Die Straßenkreuzung und die Straße nach Halingen wurden bombardiert.

Samstag, 14.4.45

Die Leute kommen und berichten, dass Menden in amerikanischer Hand sei.


Das trifft zu: Am 15. April 1945 (2. Sonntag nach Ostern) dringen bei strahlendem Frühlingswetter amerikanische Soldaten, von Menden her kommend, in Bösperde ein.


Sonntag, 15.4.45

Erste Messe nur spärlich besucht. Keine Orgel. Stille Messe. Dröhnen der Geschütze zwischendurch. Keine Predigt.

2. Messe etwas mehr besucht. Orgel war da. Nach der 2. Messe rollen Panzer über die Provinzialstraße und Dröge nach Halingen. Einige weiße Fahnen werden sichtbar.

3. Messe, nur wenige Menschen, vielleicht gegen 70. Jenseits der Provinzialstraße im Walde Gefecht. Den ganzen Tag über hält das Schießen aus der Richtung Sümmern an. Deutsches Geschützfeuer auf der Straße. Amerikaner kontrollieren die Häuser nach Waffen und Soldaten. Nach Mittag rollen die Panzer ins Dorf ein.

Es wird Quartier gemacht bei …., Lehrerwohnung, Gärtner, Wirtshaus.


Damit ist der Zweite Weltkrieg für das Dorf beendet.
– Eine neue Ära beginnt. –


Mittwoch, 18.4.45

Schutzfest des Heiligen Josef. Nicht all zu viele da.

Nach der Messe … zum Kommandanten. Sein Stellvertreter war da. Ich bat um die Erlaubnis, nach 19 Uhr zu den Sterbenden gehen zu dürfen. Antwort: ich solle für jeden einzelnen Fall zum Kommandanten kommen. Religionsunterricht, Hl. Messe und Beerdigungen wollte er nicht gestatten, weil nicht mehr als 5 Mann zusammen sein dürften. Ich wies auf Erlass Nr. 1 Art. 2 Pkt. 37 hin, wonach alle Versammlungen verboten sind, nur nicht die religiöser Art. Bescheid, ich solle nach 13 Uhr wiederkommen, wenn der Hauptmann da sei. Um 13 Uhr vom Hauptmann empfangen, sehr freundlich. Ich erhielt einen Passagierschein. Religionsunterricht darf erteilt werden. Gottesdienst in jeder Form ist gestattet.

Sonntag, 22.4.45

Erste Messe um ½ 8 Uhr. Gut besucht. Auch 2 Amerikaner waren da.

3. Messe, Hochamt, 14 Amerikaner waren da. Sehr gute Kollekte, über 1200,- RM. Auch amerikanisches Geld.