Die Entstehung der Magdalenen-Prozession in Bösperde
14 Wochen bis zum Kirchweih-Jubiläum
Wann genau die erste Magdalenenprozession von Bösperde ihren Weg zum Kapellenberg in Menden und zurück nahm, lässt sich aus den Akten nicht genau bestimmen.
Eine Viehseuche, die sich in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts von Lothringen und Schwaben kommend über das ganze Land ausbreitete und einen großen Teil der Pferde und Kühe hinwegraffte, ließ die Bauern in große Not geraten.
Der Mendener Pfarrer Josef Nages (1718 – 1743) hat die Seuche in der Pfarrchronik so beschrieben:
„Das Vieh bekommt anfangs Blattern auf der Zunge, auch wohl Runtzen, welche auf diese Weis man nicht zeitlich Mittel gebraucht die Zunge abfault und das Vieh verrecken muss.“
Die Einwohnerschaft von Holzen gelobte eine Prozession zum Mendener Rothenberg, heute Kapellenberg, zur Abwendung dieser Seuche, wahrscheinlich die Maul- und Klauenseuche. Die Prozession nahm vermutlich ihren Anfang an einer alten Weggabelung neben dem heutigen Friedhof. (Der Weg ist auch heute noch zu erkennen an dem Stück „Niemandsland“ zwischen Friedhof und dem ersten Wohnhaus.)
Die Eheleute Wienold und Katharina Heying, die damals den heutigen Hof Biggeleben bewirtschafteten, errichteten 1697 an eben dieser Weggabelung ein Heiligenhäuschen „zur größeren Ehre Gottes und seiner Mutter“.
Auch heute noch beginnt die Prozession nach einer kurzen Statio in der Kirche an eben dieser Stelle, genannt Hagedörnchen am Eingang zum Friedhof.
Erstmals wird die Prozession der Bösperder Bauernschaft 1803 in der Mendener Pfarrchronik schriftlich bezeugt:
„Die Holzer Bauernschaft geht am Freitag vor St. Annae (26. Juli) sine sanctissiomo und ohne Begleitung der Geistlichkeit, nur unter Anführung ihres Lehrers, von Holzen nach der Kapelle aufm Rothenberg und von da durch die Pfarrkirche wieder nach Hause.“
Warum Pfarrer Zumbroich den Freitag vor St. Anna und nicht den Festtag der Hl. Maria Magdalena (22. Juli) bezeugt hat, wissen wir nicht. Im Jahr 1803 jedenfalls war der Freitag von St. Anna der 22. Juli, also der Festtag der Hl. Maria Magdalena. Die Anführung durch den Ortslehrer erfolgte, weil Holzen zur damaligen Zeit keinen Geistlichen hatte und bis 1912 zur Pfarrei St. Vinzenz gehörte.
1887 gibt es einen neuen Eintrag zur Magdalenenprozession in der Mendener Pfarrchronik:
„Am Fest der Hl. Maria Magdalena kommt die Filialgemeinde Holzen in Prozession nach Menden und geht zur Kapelle, woselbst ein feierlich Hochamt mit Predigt gehalten wird. Nachdem zieht die Prozession den Berg hinunter durch die Stadt zur Pfarrkirche. Darauf ist etwa eine halbe Stunde Ruhepause und zieht dann weiter nach Holzen.“
An diesem Ablauf hat sich bis vor wenigen Jahren nichts geändert. Eigentlich hätte die Prozession ab 1912 „Magdalenenwallfahrt“ heißen müssen, denn 1912 wurde die Pfarrei Holzen-Bösperde errichtet. Aber als Erinnerung an die frühere Zugehörigkeit zur Muttergemeinde St. Vinzenz, in deren Grenzen wir geblieben sind, sprechen wir von der Magdalenenprozession.
Durch den zunehmend stärkeren Verkehr auf dem Weg von Bösperde zum Kapellenberg und der notwendigen Absicherung der Prozession hat sich der Pfarrgemeinderat vor einigen Jahren entschlossen, die Prozession erst an der Josefschule in Menden beginnen zu lassen.
Rüdiger Eßmann