Maria Magdalena – Begleiterin im Aufbruch
13 Wochen bis zum Kirchweih-Jubiläum
Ganz Flamme für Gott, das müssen sie wohl gewesen sein, die Menschen, die vor 1oo Jahren, in einer Zeit des großen Aufbruchs, des unerschütterlichen Optimismus, mit ihrem Seelsorger Franz Wiggen das ewige Licht in der neuen Kirche in Holzen-Bösperde entzündet haben. So wie die Patronin Maria Magdalena Feuer und Flamme war für den Gott, der ihr in Jesus Christus begegnet ist – vor wie auch nach Ostern.
Maria Magdalena: Wer ist diese Frau?
Historisch ist sie nachgewiesen, keine Frage – und doch:
die Maria Magdalena gibt es nicht. Erst im Laufe der Wirkungsgeschichte hat sich ihr Facettenreichtum nach und nach entwickelt. Es ist und war immer entscheidend, mit welcher Intention, aus welcher Situation heraus Menschen auf Maria Magdalena geschaut, nach ihr gefragt haben und fragen.
Maria Magdalena als neutestamentliche Persönlichkeit stellt sich dar als eine Frau, die alles verlassen hat, um Jesus nachzufolgen. Sie hat in der Begegnung mit Jesus Heilung erfahren – und will deshalb nicht mehr anders leben als mit Ihm. So wird sie Zeugin von Leben, Tod und Auferstehung Jesu (als einzige bezeugt in dieser Kontinuität!). Und sie empfängt und verkündet als erste die ungeheuerliche Botschaft von der Auferstehung: „Ich habe den Herrn gesehen. Er lebt!“
Maria Magdalena ist die große Frau des Aufbruchs. Sie hat’s gewagt. Aus Magdala kam sie, hatte also in räumlicher Nähe zu Jesus gelebt; und so wird sie auch von diesem Rabbi, seiner Ausstrahlung und seiner Wirkung auf die Menschen erfahren haben. Irgendwann und irgendwie muss dieser Jesus mit seiner Frohen Botschaft sie ganz tief berührt haben, um sie dann nicht mehr loszulassen …
Was wissen wir darüber? Einen Hinweis finden wir bei Lukas (8,2) und Markus (16,9): Maria Magdalena, aus der bei einer Begegnung mit Jesus „sieben Dämonen ausgefahren waren“, begleitete Jesus zusammen mit den Zwölf und weiteren geheilten Frauen durch Galiläa. ‚Besessen von Dämonen‘: so sprach man damals von psychischen Krankheiten und Epilepsie. In Verbindung mit der Zahl 7: Maria Magdalena war ‚vollkommen besetzt‘; sie war absolut entfremdet von sich selbst. Und die Heilung? Wie immer wir uns diesen Vorgang im einzelnen vorstellen mögen – eins ist sicher: Maria Magdalena hat in der persönlichen Begegnung mit Jesus am eigenen Leib die Heilkraft Jesu und seiner Botschaft erfahren. Und so befreit – bricht sie auf, um nur noch mit und für Jesus und seinen Gott zu leben. Sie lässt sich ganz ein auf den Weg heraus aus der Absonderung von Gott, der Sünde!
Und wenn wir mit diesem Blick auf Maria Magdalena schauen, dann wird uns auch klar, dass die vielen Menschen, die durch Jahrhunderte hindurch in Maria Magdalena die demütige, reuige Sünderin verehrt haben (wie auch wir es mit unseren Vorfahren in unserem Magdalenenlied tun), dass sie eigentlich gar nicht falsch lagen und liegen: Exegetisch betrachtet ist die Identifizierung Maria Magdalenas mit der namenlosen Sünderin (LK 7, 36-50) falsch. Und viele lehnen auch heute die Facette der „reuigen Sünderin“ ab, weil sie die Größe als „Apostolin der Apostel“ vermeintlich schmälert. Aber ist nicht die Grundhaltung der reuigen Sünderin absolut notwendige Voraussetzung für die Apostolin? Jemand, der sich so radikal auf den Weg der Jesus-Nachfolge begibt wie Maria Magdalena, jemand, der so radikal Gott die Liebe glaubt, die er zu ihm hat, ein solcher Mensch kann nur ein zutiefst demütiger Mensch sein, ein Mensch, der ‚reuig‘ erkannt hat, wo und wie er abgesondert von Gott, also als Sünder, gelebt hat, der erkannt hat, was er selbst vermag, und was Gott vermag. Und nur in dieser Grundhaltung konnte Maria Magdalena ihren Weg gehen, bis zum Schluss. Maria Magdalena, eine geheilte Sünderin, eine demütige Reuerin: diese Haltung macht nicht klein, sondern groß!
Also: Singen wir weiter in unserem Magdalenenlied: „Maria Magdalena, du große Büßerin …“! Das ist keine Frauenverachtung, das ist HOCH-Achtung vor dieser Frau!
Ja, Maria Magdalena hat sich entflammen lassen von Jesus und seiner Frohen Botschaft, hat die Heilkraft Jesu und seiner Botschaft erfahren und ist befreit aufgebrochen – IHM nach – auf dem Weg der Liebe …